In welcher Fachrichtung arbeiten Sie, Klinik oder Praxis, Teilzeit oder Vollzeit und wie viele Kinder haben Sie?
Ich habe 2 Kinder, (fast 3 und 12 Wochen). Bis zum ersten Mutterschutz habe ich Vollzeit als FÄ für Gynäkologie und Geburtshilfe in einer Klinik gearbeitet. Aufgrund der Kostenoptimierung wurden keine FÄ im Vordergrund beschäftigt, so dass mein Vertrag 4 Monate mach meiner Prüfung nicht verlängert wurde. Das war mir bei Absetzen der Verhütung schon klar gewesen. Der Vertrag endete eine Woche nach Beginn des Mutterschutzes. Nach einem Jahr Elternzeit habe ich in einer Agentur für Arbeitnehmerüberlassung angefangen. Auf diese Weise habe ich mehr Geld für weniger Arbeit verdient. Die Weiterbildung bleibt allerdings auf der Strecke. Insbesondere die operative Ausbildung fällt komplett weg, wenn man nur noch Dienste macht. Aber so hätte meine Tochter eigentlich gar nicht in die Kita gemusst (hätten mit Oma überbrücken können). Da wir den Platz aber schon angenommen hatten, bevor klar war, wie ich arbeite, ist sie 4-5 Stunden am Tag hin gegangen. Nach dieser Elternzeit werde ich weiter in der Agentur arbeiten. Da es nur wenige Tage im Monat sind, werde ich evtl. diesmal auch nach weniger als einem Jahr anfangen. Langfristig werde ich aber neben den Diensten auch in einer Klinik oder Praxis arbeiten. Dienste alleine reicht mir nicht.
Wie organisieren Sie Ihren Alltag mit Beruf und Kind/ern?
Da ich nur wenige Tage arbeite (s.o.) kann ich sehr viel Zeit mit meinen Kindern verbringen. Eigentlich bin ich seit der ersten Schließung wegen Corona, permanent mit meiner Tochter zusammen (aufgrund der Tatsache, dass meine Agentur nur Arbeit im Wochenend- und Nachtdienst bietet, bin ich seit Bekanntgabe der 2. Schwangerschaft im betriebsbedingten Beschäftigungsverbot). Wir gehen zusammen einkaufen, viel auf Spielplätze, Spazieren mit Freunden und häppchenweise mache ich Hausarbeit, wenn die Maus sich selbst beschäftigt.
Wie haben Sie ihre Auszeit vom Beruf empfunden und würden Sie sich noch einmal für eine Babypause entscheiden?
Sehr gut. Ich würde Elternzeit immer wieder nehmen. Früher dachte ich, ich würde nach 6 Monaten wieder Vollzeit arbeiten. Solche Ideen waren nach der Geburt für mich nicht mehr nachvollziehbar.
Welche Probleme sehen Sie in der Vereinbarkeit vom Beruf als Ärztin und Mutter?
Eine Vollzeitarbeit wäre mit meiner Tochter nicht gegangen. So viel Fremdbetreuung hätte sie nicht mitgemacht. Es war so schon oft an ihrer Grenze.
Familiengründung in der Weiterbildungszeit zur Fachärztin – ein kluger Weg?
Da nicht absehbar ist, wie das Kind sich entwickelt und ob es sich gerne und unkompliziert fremd betreuen lässt, bin ich rückblickend sehr froh, meinen Facharzt in der Tasche gehabt zu haben. Eine Freundin unterbricht nach einem einjährigen Versuch ihre FA Ausbildung, weil ihr Kind es nicht mitmacht.
Wie haben Sie ihren Wiedereinstieg nach der Kinderpause erlebt?
Unkompliziert.
Wie hat sich Ihre Arbeitsweise, nachdem Sie Mutter geworden sind, verändert?
Viel arbeiten und immer einspringen ist jetzt kein Automatismus mehr. Kollegen müssen hinter meinem Kind zurück stecken.
Wie sehen Sie die Unterstützung durch Gesellschaft, Arbeitgeber und Kollegen für arbeitende Mütter und Väter?
Eher schlecht. Es wird zwar mit Betreuungsangeboten unterstützt, aber wenn das Kind weint, wenn es schon wieder in die Kita soll und monatelang nachts kreischt, als ob sein Leben bedroht ist und es den Tag in der Kita nochmal durchlebt, hat keiner Verständnis. Ein Kind und auch „man“ als Mutter, hat zu funktionieren. Bei uns Ärztinnen sind es gerne die Kolleginnen, die auf einen herabschauen, wenn man plötzlich primär Mutter ist und nicht mehr eine sich nie beschwerende Arbeitsmaschine, die drei Wochenenden im Monat arbeitet („lässt sich in die Frauenrolle drängen, ihr Mann könnte doch auch mal…“).
Fühlen Sie sich gleichberechtigt gegenüber Ihren männlichen Kollegen? Haben Sie die gleichen Chancen?
Nein. Definitiv nicht.
Welchen Ratschlag würden Sie anderen Ärztinnen, die über die Familienplanung nachdenken, geben?
Kinder laufen nicht nebenher. Und zwei Vollzeitkarrieren sind auch meiner Meinung nach ungesund für die Kinder. Zudem sieht man sich als Paar dann gar nicht mehr, insbesondere bei Schichtarbeit. Einer wird zurückstecken müssen und es ist gut, wenn man vorher weiß, wie das Leben dann aussehen soll.
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