Digitalisierung ermöglicht uns mehr Raum für das, was für Heilung, Gesundheit und Vertrauen in die ärztliche Behandlung so unglaublich wichtig ist: das persönliche Gespräch mit dem Patienten.
Dr. med. Andreas Barsuhn
Oberarzt- und Praxistätigkeit
Bis vor einigen Jahren war mein medizinischer Werdegang ganz „normal“: Ich habe zuerst einige Jahre allgemein-internistisch gearbeitet und mich dann auf die Kardiologie spezialisiert. Nach sechs Jahren in kardiologischen Kliniken in Stuttgart und Düsseldorf konnte ich dann als Oberarzt in einer „Medizinischen Klinik“ beides kombinieren: die Kardiologie und die ganze Breite der inneren Medizin.
2015 bot sich für mich die Gelegenheit etwas ganz Neues zu beginnen: Zusammen mit meiner Frau habe ich eine Praxis gegründet, in der ich seitdem neben meiner Oberarzt-Tätigkeit arbeite.
Sektorenübergreifend arbeiten – eine Bereicherung
Diese Arbeit in der Praxis hat meine Perspektive auf die Medizin sehr verändert. Nicht nur, dass ich die völlig unterschiedliche ambulante Patientenversorgung kennenlernen konnte. Ich durfte auch Einblick in mir bislang unbekannte Bereiche der Medizin wie die hausärztliche Versorgung, die Psychotherapie und z.B. die Naturheilkunde bekommen. Bereiche, in denen man unglaublich viel für den Patienten erreichen kann und die so völlig anders als die stationäre Diagnostik und Therapie ablaufen. Der Einblick in die Praxis-Arbeit hat mir gezeigt, wie starr einerseits die „Sektorengrenzen“ zwischen ambulanter und stationärer Versorgung sind und andererseits wie wichtig die hausärztlich-ambulante Anbindung für den Patienten ist.
Arzt und Unternehmer
In der Praxis kann ich über Jahre mit verfolgen, wie eine Therapie wirkt und was sich verändert. Auch kann ich in der Selbständigkeit viel einfacher Strukturen und Prozesse selbst gestalten. Andererseits bin ich in der Klinik näher an neuen Entwicklungen und an der Behandlung auch schwer kranker Patienten beteiligt. Es ist ein sehr großes Glück Beides zu haben!
Einblicke in die ambulante Medizin sollten einen viel größeren Stellenwert in der Medizinerausbildung bekommen, was perspektivisch auch die hausärztliche Versorgung attraktiver machen und stärken könnte.
Digitalisierung – Chance für Arzt und Patient
Ein Thema, das mich ebenfalls seit einigen Jahren beschäftigt, sind Digitalisierungsprozesse in der Medizin. Nicht nur viele Abläufe in Klinik und Praxis werden sich verändern, auch das Verhältnis von Arzt und Patient wird sich wandeln.
Wir Ärzte sollten diese Veränderungen aktiv mitgestalten und uns fragen, wie wir Digitalisierung zum Nutzen und im Interesse von Arzt und Patient klug einsetzen können. Die Bedeutung des persönlichen Gesprächs wird durch die Digitalisierung nicht geringer, sondern größer!
Die Covid-19-Pandemie hat uns gezeigt, dass Digitalisierung und Telemedizin helfen können, die Arzt-Patient-Beziehung zu flexibilisieren, von der Anwesenheit in Klinik und Praxis zu entkoppeln und für beide Seiten sicher, flexibel und komfortabel gestalten zu können.
Digitalisierung ist weder Selbstzweck, noch kommt sie einfach so von selbst. Wir Ärzte sind hier gefordert mitzugestalten!
Meine Vision
Meine Vision ist, dass digitale Prozesse Abläufe in der Patientenversorgung effizienter gestalten und von Dokumentation und Bürokratie entlasten können.
Letztendlich sollte dies dazu führen können, dass mehr Raum für das bleibt, was für Heilung, Gesundheit und Vertrauen in die ärztliche Behandlung so unglaublich wichtig ist: das persönliche Gespräch mit dem Patienten.
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